Wer sich die Azoren für einen Strandurlaub aussucht, der wird in den meisten Fällen stark enttäuscht die Heimreise antreten. Ein Strandleben, wir man es von der Riviera, Mallorca oder den Kanaren kennt und vielleicht auch fürchtet, findet sich hier nicht.
Es gibt Strände, auch mit feinem Sand, aber die sind sehr rar und wenn vorhanden, nicht sehr groß. Meist liegen am Strand gröbere Kieselsteine, so dass man schon eine Luftmatratze bräuchte, um nicht die Prinzessin auf der Erbse zu geben.
Da wir keine der Strandliegen-mit-Handtuch-Reservierer sind, gefallen uns die natürlichen Badestellen und Strände auf den Azoren besonders. Hier kommen die Einheimischen her, um mit der Familie einen entspannten Sonntagnachmittag zu verbringen. Sobald eine Sippschaft anrückt sieht es für uns immer so aus, als hätten sie den halben Hausstand auf den Schultern und in großen Taschen in den Händen. Fröhlich schnatternd schlurfen sie in ihren Flipflops die steilen Strassen zur Küste herunter, während unsereins schon bei dem Gedanken an den Wiederaufstieg, selbst ohne Sonnenschirm und zwei Kühltaschen, der Schweiß ausbricht.
Die Buchten die wir zu Fuß links aus dem Tor bzw. rechts aus dem Tor des Ferienhauses erreichen können, kennen wir schon von mehreren Wanderungen, die wir hier unternommen haben. Aus diesem Grund haben wir den beiden Stränden gleich am ersten Tag einen Besuch abgestattet.
Auf dem Weg hinab zum Strand bieten sich tollen Ausblicke auf die Nordküste São Miguels. Insbesondere eine Halbinsel, die sich aus drei aufeinander folgenden Vulkanhügeln zusammensetzt hat es mir angetan. Sobald die Landzunge irgendwo im Sichtfeld auftaucht, fange ich an zu träumen. Zum Glück fährt Benjamin die meiste Zeit, so dass ich diese Augenblicke problemlos genießen kann.
Der Strand rechts vom Haus würde in einem TUI-Katalog als „grobkörniger Naturstrand“ angepriesen werden. Es gibt keine ausgebaute Zufahrtsstraße, geschweige denn Parkplätze. Viele Besucher lassen ihren Wagen oben im Dorf stehen und gehen ca. 30 Minuten bergab zur Küste herunter.
Je weiter man sich über den Strand bewegt, desto größer werden die Steine. Gegen Ende des Strandes hüpft man von einem Brocken zum nächsten, um dann ein kleines Stück heraufzuklettern und einen Blick in die Nachbarbucht zu werfen. Gebadet werden kann an diesem Strand auch, wenn man die Einheimischen beobachtet und so die ungefährliche Route durch die Steine und die Brandung findet.
Wir haben uns nach der Strandüberquerung hin, dem Blick in die Nachbarbucht und der Strandüberquerung zurück wieder an den Aufstieg gewagt. Oben angekommen sind wir am Tor unserer Unterkunft vorbei ersteinmal zu dem Kleinod aufgestiegen, das den ein oder anderen Touristen sich nach Fenais da Ajuda verirren lässt.
Fast direkt oberhalb unsere Ferienhauses liegt eine typische, portugiesische Kirche inkl. kleinem Friedhof und einer Allee aus alten Platanen. Der Rundblick von hier oben ist einmalig schön und die Kirche mit ihrer Allee ein beliebtes Fotomotiv.
Diesmal geht es für uns hinter der Kirche wieder nach links und hinab zu Küste in eine weitere Bucht. An dieser durch einen Vulkanausbruch geschaffenen Felsformation lag früher ein kleiner Hafen für einige wenige Fischerboote. Aus diesem Grund ist die Strasse gut ausgebaut und reicht auch bis zum kleinen „Hafenbecken“ herunter.
Es zeigen sich hier auch sehr schön die Prioritäten beim Strassenbau. Ein Kantstein wurde schon gesetzt, die Strasse selbst ist aber noch eine Sand-/Schotterpiste. Am Straßenrand wurden aber bereits die Setzlinge für eine dichte Hortensienhecke eingepflanzt.
In wenigen Jahren dürfte diese Strassenseite in einem herrlichen Blau leuchten.
Die Strasse hat nur zwei Serpentinen, überwindet aber eine beachtliche Anzahl an Höhenmetern, so dass man erahnen kann, wie steil es bergab/-auf geht. Ein Auto mit kleiner Motorisierung und voller Besetzung dürfte hier schon so seine Schwierigkeiten haben, die gefühlt mehr als 45° Steigung heraufzukommen.
Unten angekommen fällt der kleine gemauerte Hafen auf, der in einem starken Kontrast zu den schroffen Lavafelsen steht, an denen sich die Wellen des Atlantiks brechen.
Über die Jahrtausende hat der Atlantik hier kleine Becken in das Gestein gefräst, so dass hier relativ problemlos gebadet werden kann.
Für die Dorfjugend sind diese Badewannen natürlich langweilig und so erklimmt man lieber die größeren Felsen und springt in das raue Wasser.
Auf den Lavafelsen finden sich immer wieder kleine Rest von Obsidian (Vulkanglas), die wir auch in diesem Jahr wieder eingesammelt haben. Unser Neffe Janne hat ein Interesse für Vulkane entwickelt und er freut sich über echte Lava und andere Steine aus einem Vulkan.
Nach dem Aufstieg war für uns der erste Ausflug auf São Miguel beendet und wir haben uns an das Vorbereiten des Abendessens gemacht. Als wir dann bei Dunkelheit im Wintergarten saßen, haben wir DAS Geräusch der Azoren gehört, das jeder, der einmal hier war, mit diesen Inseln verbindet: der Schrei des Gelbschnabelsturmtauchers.
Als wir vor ein paar Jahren auf São Jorge waren, stand unser Ferienhaus direkt am Atlantik unweit einer Kolonie dieser Vögel. Es ist einfach unglaublich, welche Geräusche sie hervorbringen. Das verlinkte Video gibt nur einen kleine Passage ihres „Gesanges“ wider. Für mich reicht das Spektrum von Babygeschrei bis hin zu einer überfahrenen Katze. Nicht wirklich schön, aber es gehört hier einfach dazu.
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