Zwei besondere Ereignisse standen für heute auf dem Plan. Zum einen würden wir zum ersten Mal eine Fähre benutzen, um von einer Insel zu einer anderen zu fahren und zum anderen war Flores die letzte Insel der Azoren, die wir noch nicht kannten. Das Frühstück fiel, in Erwartung einer schaukeligen Überfahrt, recht spartanisch aus. Wenn man nicht viel im Magen hat, kann man auch nicht viel k….. 😉
Die Fähre hatten wir schon an den Tagen zuvor im Hafen liegen sehen und hatten uns, auf Anraten der Tochter des Hotelbesitzers, bereits am ersten Tag auf Corvo die Tickets für die Überfahrt gebucht. Um acht Uhr morgens haben wir ausgecheckt und wollten die kurze Strecke zum Hafen mit unseren Koffern zu Fuß erledigen. Als wir der Tochter des Inhabers unsere Zimmerkarte gaben, saß er bereits neben der Rezeption, da er uns selbstverständlich zum Hafen fahren wollte.
Am Boot angekommen, mussten wir noch einige Zeit warten, da der Kapitän und sein Mitarbeiter eifrig dabei waren, den Motor immer wieder zu testen, Klappen zu öffnen und zu schließen, im Führerstand des Bootes auf die Instrumente zu gucken, und, und, und. Aber irgendwann ging es dann endlich los. Bis dahin waren noch vier Kanadierinnen und ein Spanier hinzugekommen, so dass wir insgesamt sieben Passagiere waren.
Unsere Koffer wurden unter Deck verstaut, die Taue vom Kai gelöst, die Fender an Bord genommen und der Kapitän ließ langsam die Maschine hochfahren, so daß wir uns von der Anlegestelle lösten.
Benjamin und ich haben uns zwei der vier Außenplätze gesichert. Man weiß ja nie und von hier ist der Weg zur Reling deutlich kürzer als aus der Kabine. Außerdem war es ein trockener Sommermorgen und die Luft war angenehm warm. Die Fähre, oder besser gesagt das Boot, nahm sehr schnell Fahrt auf und in einer schwungvollen Rechtskurve verließen wir den kleinen Hafen von Corvo.
Nach kurzer Zeit bemerkten wir beide, dass wir uns komplett unbegründet Sorgen über eine eventuelle Seekrankheit gemacht hatten. Das Boot glitt mit einer solchen Geschwindigkeit durch die Wellen, dass kaum eine Auf- und Abbewegung zu spüren war. Begleitet von einem großen Schwarm Cagarros, dem hier heimischen Gelbschnabel Sturmtaucher, überquerten wir den Atlantik zwischen Corvo und Flores innerhalb von einer guten halben Stunde.
Bei der Einfahrt in den Hafen von Santa Cruz machte sich bemerkbar, dass der Kapitän unseres Bootes diese Strecke zwei Mal täglich fährt. Die Fähre bretterte mit so einer Geschwindigkeit durch die vor der Hafeneinfahrt liegenden Klippen, dass mir ganz mulmig wurde. Aber unser Kapitän wusste wo die Steine lagen und hat uns sicher an Land gebracht.
Unseren Mietwagen hatten wir bei der einzigen Niederlassung von Ilha Verde auf Flores reserviert, die aber am Flughafen und nicht am Fährhafen war. Auf Inseln dieser Größenordnung ist dies zum Glück kein großes Problem, denn die Strecke lässt sich mit einem Rollkoffer locker bewältigen. Wir haben uns den vier Kanadierinnen angeschlossen, die das gleiche Ziel hatten, da sie nach Graciosa weiterfliegen wollten.
Das Auto hat schon auf uns gewartet und wir haben uns von den vier Damen verabschiedet, die bereits in der Schlange zum Check-in standen. Es war später Sonntagmorgen und wir mussten noch etwas Zeit totschlagen, da unsere Vermieterin auf die Frage, ob auch ein früheres „Einziehen“ in das Haus möglich sei, noch nicht geantwortet hatte. Erste Anlaufstelle war ein offener Supermarkt, um das teilweise ausgefallene Frühstück mit ein paar Keksen nachzuholen.
Kaum waren wir wieder beim Auto, traf die Nachricht ein, dass wir jederzeit zum Haus kommen könnten, der Schlüssel würde stecken und sie und ihr Mann seien im Restaurant von Fajazinha zu finden. Wir haben also das Navi angeworfen und uns über die Hochebene und eine dichte Wolkenwand auf die andere Seite der Insel führen lassen.
Das Restaurant haben wir sehr schnell gefunden. Es gibt nur die eine Gaststätte im Ort, die dazu auch noch gesondert ausgeschildert ist. Nélia und José haben uns sehr freundlich empfangen und José ist gleich in seinen Wagen gesprungen, um uns den Weg und das Haus selbst zu zeigen. Da sie für den Abend noch eine größere Gesellschaft erwartet haben, war Nélia in der Küche nicht abkömmlich.
Die Casa das Laranjas liegt im Zentrum des kleinen Ortes Fajazinha und ist ein typisches, L-förmiges Häuschen mit einem schönen, etwas wildem Garten. José hat uns schnell die wichtigsten Dinge gezeigt und ist dann wieder ins Restaurant geeilt, um Nélia bei den Vorbereitungen zu helfen.
Wir haben unsere Sachen ausgepackt und sind dann noch einmal in die Inselhauptstadt zurückgefahren, um Lebensmittel für die kommenden Tage zu kaufen. Daraus wurde leider nichts, da der einzige Supermarkt, in dem wir vormittags noch Kekse gekauft hatten, ab Mittags geschlossen hatte. So gab es dann Toastbrot aus dem kleinen Dorfladen in Fajazinha und von Nélia hausgemachte Feigenmarmelade für das Frühstück am nächsten Morgen.
Aber bevor der kam, wollten wir den Ort etwas kennenlernen und sind durch die Straßen zur Küste spaziert. Es gibt hier zwar keinen Strand, aber die Küste mit dem ins Meer mündenden Ribeira Grande ist sehr malerisch. Die Bucht wird auf der Landseite U-förmig von hohen Felswänden eingefasst, aus denen vielen Wasserfälle in die Tiefe stürzen.
Zum Abendessen waren wir dann im Restaurant von Nélia und José. Es gab diesmal keine Feijoada, da sie hier mit Schweinefleisch zubereitet war. So entschied sich Benjamin für einen Crêpes mit Gemüse und ich habe mich an die frittierten Algen gewagt. Beide Gerichte waren sehr lecker und uns hat das kleine Restaurant gut gefallen. Der erste Abend auf Flores ging mit einem kleinen Spaziergang zurück zur Casa das Laranjas zu Ende.
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